#49 Wie Verlustangst Dein Herz blockiert
Shownotes
In dieser Folge geht’s um eine der heftigsten inneren Blockaden überhaupt: Verlustangst. Dieses lähmende Gefühl, das dich innerlich auffrisst, obwohl nach außen alles okay wirkt. Warum wir oft emotionale Abhängigkeit mit Liebe verwechseln, wie unser Ego dabei kräftig mitmischt und was es braucht, um wieder bei sich selbst anzukommen – all das schauen wir uns schonungslos ehrlich und gleichzeitig mit einer ordentlichen Portion Klarheit an. Diese Folge ist dein Reminder, dass wahre Verbindung niemals aus Mangel entsteht, sondern aus innerer Fülle.
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00:00:00: Stell dir vor, du liebst jemanden so sehr, dass allein der Gedanke ihn zu verlieren,
00:00:05: die den Boden unter den Füßen wegreißt.
00:00:08: Du weißt, es ist irrational, du weißt, es tut dir nicht gut und trotzdem sitzt er dieser Angst,
00:00:14: jeden Tag und jede Nacht.
00:00:16: Was wenn genau das, was du Liebe nennst, in Wahrheit etwas ganz anderes ist?
00:00:22: Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Folge von unserem Supercharger Live Podcast.
00:00:41: Schön, dass du da bist.
00:00:42: Weißt du, es gibt ja so Themen, die schleichen sich ins Leben rein, ganz leise, so irgendwie
00:00:47: hinten herum und plötzlich haben sie dich voll im Griff.
00:00:51: Verlustangst zum Beispiel ist genau sein Ding.
00:00:54: Die ist nicht einfach so da, die baut sich nach und nach auf.
00:00:58: Manchmal aus ganz alten Mustern, manchmal aus aktuellen Unsicherheiten, manchmal weil
00:01:04: man halt einfach noch nicht ganz so stabil in sich selbst steht.
00:01:07: Und das ist auch überhaupt kein Vorwurf, das ist menschlich.
00:01:12: Aber es ist eben auch verdammt unbequem.
00:01:14: Und weil sie so unangenehm ist, versuchen wir sie oft wegzudrücken oder irgendwie zu kompensieren.
00:01:21: Und genau das macht sie nur noch mächtiger.
00:01:24: Ich habe mir überlegt, dieses Thema heute genauer zu betrachten.
00:01:29: Verlustangst ist nämlich nicht einfach nur ein bisschen klammern oder ein komisches Gefühl,
00:01:34: wenn der Partner mal nicht schreibt.
00:01:35: Sie ist auch nicht nur dieses flache "Ich will nicht alleine sein" Ding.
00:01:40: Das geht viel tiefer.
00:01:41: Sie kratzt an deinem Selbstbild, an deinem Selbstwert, an deiner inneren Stabilität.
00:01:47: Und das Fatale ist, du merkst gar nicht sofort, wie sehr du dich schon an jemanden gekettet
00:01:52: hast, innerlich, weil es sich am Anfang ja wie Liebe anfühlt.
00:01:57: Was ich oft beobachte, bei anderen und ehrlich gesagt auch generell im Leben, ist dieses
00:02:04: krampfhafte Festhalten an Menschen.
00:02:06: Weil man meint, ohne sie irgendwie nicht vollständig zu sein.
00:02:10: Da geht es dann auch nicht mehr um Verbindungen, sondern viel mehr um Besitz.
00:02:14: Nicht mehr um Miteinander, sondern um Kontrolle.
00:02:17: Und genau da beginnt der Stress.
00:02:20: Im Kopf, im Herz, im ganzen System.
00:02:23: Und das kannst du nicht wegatmen oder überspielen, mit ein bisschen "Alles ist gut" Mantra.
00:02:29: Das sitzt viel tiefer.
00:02:31: Heute schauen wir uns an, was da psychologisch eigentlich abgeht, wenn diese Angst zuschlägt
00:02:37: und was darunter liegt.
00:02:39: Und was sie mit dir macht, wenn du sie einfach weiterlaufen lässt, ungefiltert, ungeprüft,
00:02:46: ungehalten.
00:02:47: Denn diese Angst, wenn man sie mal aufdröselt, zeigt dir was.
00:02:52: Sie zeigt dir, wo du dich selbst noch nicht ganz hast.
00:02:56: Und das ist zwar unbequem, aber auch verdammt wertvoll.
00:02:59: Denn nur, wenn du dir dessen bewusst wirst, kannst du anfangen, dich von innen heraus
00:03:04: aufzubauen.
00:03:05: Lass uns doch erst mal anschauen, was Verlustangst eigentlich überhaupt ist.
00:03:11: Weil das Wort "Allein" klingt schon ziemlich schwer, aber so richtig greifbar ist es
00:03:17: für viele, doch erst, wenn sie mitn drinstecken.
00:03:19: Und das Gemeine ist, sie kommt nicht mit Ansage.
00:03:23: Sie ist eher so dieser unterschwellige Druck im Bauch, diese Unruhe im Kopf, die du nicht
00:03:29: so richtig zuordnen kannst.
00:03:31: Und manchmal schleicht sie sich durch ganz harmlose Gedanken ein, so im Stil von "Was,
00:03:38: wenn ihr mich verlässt?"
00:03:39: "Was, wenn sie jemanden besseren findet?"
00:03:42: "Was, wenn ich einfach nicht gut genug bin?"
00:03:45: Und genau da fängt es an, richtig unangenehm zu werden.
00:03:49: Weil plötzlich ist nicht mehr der Moment wichtig, den du mit deinem Partner oder deiner Partnerin
00:03:54: hast, sondern dieses permanente Kopfkino.
00:03:58: Und das läuft und läuft und läuft und zwar meistens nicht mit Happy End, sondern eher
00:04:04: mit Drama, Kontrollverlust und innerem Chaos.
00:04:07: Und das zieht sich dann durch deinen ganzen Alltag.
00:04:10: Da wird auf einmal das Handy zum Feind, wenn es länger nicht klingelt.
00:04:15: Oder der normale Arbeitstag vom anderen zur Katastrophe, weil er nicht pünktlich schreibt.
00:04:21: Und das alles ist kein zu viel lieben, das ist Angst, reine Angst.
00:04:26: Was bei Verlustangst psychologisch passiert, ist im Grunde ein innerer Alarm.
00:04:32: Dann System schreit "Achtung, Lebensgefahr".
00:04:36: Auch wenn objektiv überhaupt keine Gefahr da ist.
00:04:39: Aber in dir drin ist diese Verknüpfung, wenn dieser Mensch geht, dann geht alles.
00:04:44: Dann bin ich allein, dann bin ich nichts mehr wert, dann ist alles sinnlos.
00:04:49: Und das zeigt, wie tief dieser Angst greift.
00:04:53: Sie berührt den Kern von deinem Selbstwert.
00:04:55: Denn Verlustangst ist nicht wirklich Angst, jemanden zu verlieren.
00:05:01: Sie ist die Angst, mit dem Verlust allein nicht klarzukommen.
00:05:05: Oder besser gesagt, mit dem Gefühl nicht mehr geliebt zu sein.
00:05:09: Und ja, das kann sich zeigen durch Eifersucht, durch Kontrolle, durch ständiges Nachfragen
00:05:15: oder durch komplette Emotionalabhängigkeit.
00:05:18: Aber all das ist nur die Oberfläche.
00:05:21: Darunter liegt meist ein Gefühl von innerer Lehre oder Instabilität.
00:05:26: So ein "nicht genug sein" Gefühl, das man versucht durch den anderen zu kompensieren.
00:05:31: Und das ist eben das eigentlich Fatale.
00:05:35: Dass man sich selbst nicht als Basis fühlt, sondern sich über den anderen definiert.
00:05:40: Und wenn er dann nur einen halben Schritt zurückgeht, zack, geht das Drama los.
00:05:46: Ich finde, man muss hier echt mal ganz ehrlich hinschauen.
00:05:50: Weil das Ding ist, Verlustangst fühlt sich oft an wie Liebe.
00:05:54: Aber sie ist es nicht.
00:05:56: Sie will behalten, sie will besitzen, sie will Kontrolle.
00:06:00: Liebe dagegen lässt frei.
00:06:02: Die will nicht halten, die will sein und lassen.
00:06:06: Und ja, das ist eine bittere Erkenntnis, aber eben auch eine wichtige.
00:06:11: Denn erst wenn du den Unterschied wirklich spürst, kannst du anfangen dich daraus zu
00:06:16: lösen.
00:06:17: Also Verlustangst ist kein Liebesbeweis.
00:06:20: Es ist ein Zeichen dafür, dass du dir selbst im Weg stehst.
00:06:25: Und genau deswegen lohnt es sich weiter reinzugehen, tiefer zu graben und sich das ganze mal ohne
00:06:32: rosa Brille anzuschauen.
00:06:33: Denn da steckt mehr dahinter als nur die Angst vor dem Allein sein.
00:06:38: Wenn man jetzt also nochmal einen Schritt zurückgeht und sich fragt, wo diese ganze Nummer
00:06:44: mit der Verlustangst eigentlich herkommt, dann merkt man ziemlich schnell, das ist
00:06:49: nichts, was plötzlich vom Himmel fällt.
00:06:51: Das ist tief verankert, oft schon jahrelang mitgeschleppt, ohne dass einem das bewusst
00:06:57: ist.
00:06:58: Und genau das macht so tricky, weil du denkst, das hat nur mit deinem aktuellen Partner
00:07:05: oder deiner Beziehung zu tun.
00:07:07: Dabei sitzt der Ursprung meistens ganz woanders.
00:07:10: Oft viel, viel früher und ja oft auch viel tiefer.
00:07:14: Was da oft läuft und das läuft echt wie auf Autopilot, ist dieser Gedanke, ich brauch
00:07:20: dich, damit es mir gut geht.
00:07:22: Ich brauch dich, damit ich mich sicher fühle.
00:07:25: Und wenn du nicht da bist oder dich entfernt, dann bricht in mir drin alles zusammen.
00:07:31: Und jetzt wird es spannend, weil dieser Satz, dieses "Ich brauch dich", das ist nicht
00:07:38: einfach nur so daher gesagt, das ist ein innerer Glaubenssatz, der sich wie ein Virus ins
00:07:44: System eingeschlichen hat und der sorgt dafür, dass du die Verantwortung für dein emotionales
00:07:50: Gleichgewicht komplett nach Außen verlagerst.
00:07:53: Und ganz ehrlich, das ist wie ein Vertrag, bei dem du die Kontrolle über die selbst abgibst,
00:08:00: ohne es überhaupt zu merken.
00:08:01: Und klar, dass dein System dann Alarm schlägt, wenn die Person, auf die du dein ganzes Sicherheits
00:08:08: Gefühl projiziert hast, auch nur ansatzweise wackelt.
00:08:12: Das ist wie ein Kartenhaus, das schon bei leichtem Wind einkracht.
00:08:17: Und das ist keine stabile Verbindung, das ist emotionale Abhängigkeit.
00:08:21: Der Unterschied zur echten Verbindung ist riesig und trotzdem wird das oft verwechselt,
00:08:28: weil es sich im ersten Moment eben genauso intensiv anfühlt.
00:08:31: Aber Intensität ist halt nicht automatisch gesund und hier liegt ein ganz großer Denkfehler,
00:08:37: der richtig viel Schaden anrichten kann.
00:08:39: Was noch dazukommt und das spürt man oft erst, wenn es kracht, ist dieses Ding mit
00:08:46: dem Selbstwert.
00:08:47: Wenn du tief drin glaubst, dass du nicht genug bist, dann wirst du immer jemanden suchen,
00:08:54: der dir das Gegenteil beweist.
00:08:55: Und dieser jemand wird dann zur Quelle für dein Gefühl geliebt zu sein.
00:09:00: Aber wenn diese Quelle nicht konstant fließt, dann geht sofort der Mangelfilm los.
00:09:05: Dann dreht sich plötzlich alles nur noch um, wie kann ich dich halten, wie kann ich verhindern,
00:09:11: dass du gehst und zack bist du wieder komplett im Außen gefangen, abgeschnitten von deiner
00:09:16: eigenen Mitte.
00:09:17: Was ich daran so bemerkenswert finde ist, dass diese Verlustangst eigentlich ein ziemlich
00:09:24: klarer Spiegel ist.
00:09:25: Sie zeigt dir, wie sehr du dich selbst brauchst, nicht die andere Person.
00:09:31: Und ja, das ist unbequem.
00:09:33: Das ist unbequem, weil es eben nicht romantisch klingt und auch nicht wie im Film läuft.
00:09:38: Aber es ist verdammt wichtig, denn solange du jemanden brauchst, um dich ganz zu fühlen,
00:09:44: bist du innerlich nicht frei.
00:09:46: Und diese Unfreiheit ist genau das, was sich dann in Angst verwandelt, in Kontrolle, in
00:09:53: Druck.
00:09:54: Also, wenn wir über den Ursprung von Verlustangst reden, dann reden wir nicht über deinen Partner,
00:10:01: dann reden wir über dich, über deine alten Überzeugungen, über deine nicht gelebte
00:10:07: Selbstverbindung, über dein Bedürfnis geliebt zu werden, ohne dich selbst zu lieben.
00:10:12: Und das ist ein verdammt harter Bocken, aber ein ehrlicher.
00:10:16: Und wenn du dir den mal in Ruhe anschaust, dann fängt da langsam was an, sich zu verändern,
00:10:22: von innen heraus.
00:10:23: Wenn man sich jetzt mal weiter fragt, warum das eigentlich so schwer fällt, also dieses
00:10:29: sich selbst genug sein, dann kommt man ziemlich schnell an einen Punkt, den viele echt nicht
00:10:35: gern anschauen.
00:10:36: Und zwar das Ego.
00:10:38: Ja, dieses schöne kleine Konstrukt in uns, das gern so tut, als wäre es die ganze Persönlichkeit.
00:10:45: Aber im Kern ist es eher so eine Art Control Freak, der ständig dafür sorgt, dass wir
00:10:52: alles Mögliche an uns ziehen, nur um irgendwie das Gefühl zu haben, sicher zu sein.
00:10:58: Und wenn das nicht klappt, ja, dann fängt es halt an zu toben.
00:11:03: Genau da beginnt der Stress auch in Beziehungen.
00:11:06: Das Ego will nämlich nicht lieben, das will besitzen.
00:11:10: Es will festhalten, es will Regeln machen, es will bestimmen, wie der andere zu sein
00:11:17: hat, damit alles für einen selbst angenehm bleibt.
00:11:19: Und das hat mit echter Liebe, also dieser bedingungslosen, freien Form, nicht viel zu
00:11:26: tun.
00:11:27: Ganz im Gegenteil sogar.
00:11:28: Wenn du mal genau hinschaust, dann merkst du ziemlich schnell, dass was viele für Liebe
00:11:34: halten, ist oft einfach nur ein Handel.
00:11:37: So eine Art.
00:11:38: "Ich geb dir Nähe, du gibst mir Sicherheit", "Ich geb dir Aufmerksamkeit, du gibst mir das Gefühl,
00:11:44: besonders zu sein". Und sobald das nicht mehr rundläuft, wird aus Nähe, schnell Druck und aus
00:11:51: Beziehung ein Machtspiel. Und das Krasse ist ja, dass das Ego da ziemlich kreativ wird. Es verpackt
00:12:00: das alles in schöne Worte, in romantische Vorstellungen, in große Gefühle. Aber wenn man mal dahinter
00:12:08: schaut, dann ist da oft ganz schön viel Mangel. Ganz viel "Ich brauch dich, damit ich mich besser
00:12:14: fühle". Ganz viel "Du musst so sein, wie ich es brauche, sonst komm ich nicht klar". Und das ist
00:12:22: halt nicht Liebe, das ist Bedürftigkeit im schicken Kostüm, oder? Das Ego will oft Kontrolle, weil es
00:12:30: sich eigentlich gar nicht sicher fühlt. Und wenn du Verlust angst hast, dann ist das Ego richtig
00:12:35: laut. Dann schreitst förmlich nach Sicherheit. Und zwar nicht aus Vertrauen heraus, sondern aus
00:12:42: Angst. Aus dieser panischen Vorstellung, dass du ohne den anderen weniger wert bist. Und das ist so
00:12:49: ein verdammt gefährlicher Trugschluss, weil du dich damit selbst klein machst. Und weil du dem
00:12:56: anderen die Verantwortung für deinen Zustand gibst. Und das ist viel zu viel Druck für jede
00:13:02: Beziehung. Was ich aber wichtig finde, das Ego ist nicht der Feind. Es ist halt ein Teil von uns.
00:13:09: Es hat seine Funktion klar, aber wenn es das Steuer übernimmt, dann fährst du die Beziehung
00:13:15: regelmäßig gegen die Wand. Und zwar nicht weil du nicht lieben kannst, sondern weil du nicht gelernt
00:13:21: hast, loszulassen. Vertrauen zu entwickeln. Nicht in den anderen, sondern in dich selbst,
00:13:28: in deine eigenen Fähigkeiten. Auch dann noch zu stehen, wenn jemand geht. Auch dann noch ganz
00:13:34: zu sein, wenn keiner da ist, der dir das bestätigt. Echte Liebe braucht kein Eigentum. Die will
00:13:41: nicht festhalten, sondern mitgehen. Die will nicht fordern, sondern unterstützen. Und ja,
00:13:48: sie darf auch Grenzen haben, keine Frage. Aber sie grenzt sich nicht aus Angst ab,
00:13:53: sondern aus Klarheit. Und das ist ein himmelweiter Unterschied. Also wenn du gerade das Gefühl hast,
00:14:01: dass in deiner Beziehung mehr Ego als Liebe am Start ist, dann lohnt es sich genau dahin zu
00:14:07: schauen. Nicht um dich zu verurteilen, sondern um zu verstehen, wie du dir selbst im Weg stehst.
00:14:14: Und das ist der erste Schritt raus aus dem ganzen Verlustachs, Carousel.
00:14:19: Ok, wenn wir bis hierhin ehrlich hingeschaut haben, also so richtig ehrlich, da merken wir,
00:14:28: dass es bei dieser ganzen Verlustangst Geschichte am Ende immer wieder auf das Gleiche hinausläuft.
00:14:33: Abhängigkeit. Und zwar nicht die gesunde Form von Verbindung, sondern so ein fest gefahrener
00:14:41: Zustand, in dem man innerlich fast schon vergessen hat, wer man eigentlich ohne den anderen ist.
00:14:47: Und genau da wird es schwierig. Also nicht im Sinne von ein bisschen unbequem, sondern richtig
00:14:54: beklemmend, weil du dich innerlich immer wieder selbst verrätst, nur um den anderen nicht zu verlieren.
00:15:01: Und jetzt kommt der entscheidende Punkt. Wie kommt man daraus? Oder sagen wir besser,
00:15:07: wie fängt man überhaupt an sich daraus zu bewegen? Weil das ist kein Sprung, das ist ein Prozess.
00:15:14: Und dieser Weg, der startet nicht mit dem anderen, der startet mit dir. Und zwar genau an dem Punkt,
00:15:20: wo du beginnst, dich selbst wieder wahrzunehmen. Nicht als das, was du geben kannst, damit dich
00:15:27: jemand liebt, sondern einfach als du. Mit allem, was da ist. Auch mit dem, was du vielleicht
00:15:33: jahrelang nicht sehen wolltest. Was ich meine ist Folgendes. Solange du dich nur darüber definierst,
00:15:40: was du für jemanden bist oder sein willst, solange bleibst du in dieser Schleife hängen.
00:15:45: Du kannst das sogar so krass perfektionieren, dass es nach außen hin so wirkt, als hättest du
00:15:50: alles im Griff. Aber innerlich fühlst du dich leer, abhängig und ausgeliefert. Und dann fängt
00:15:57: man an zu kompensieren. Durch Aufmerksamkeit, durch Leistung, durch emotionale Angebote,
00:16:03: die eigentlich immer an Bedingungen geknüpft sind, auch wenn man es sich selbst nicht eingestehen möchte.
00:16:09: Der Wendepunkt kommt meist da, wo du begreifst, dass dein Wert nicht verhandelbar ist. Dass
00:16:16: du nicht weniger wert bist, nur weil dich jemand nicht zurückruft oder nicht so liebt, wie du es dir
00:16:21: wünschst. Klingt vielleicht hart, aber dieser Moment ist Gold wert, weil genau da bricht was auf.
00:16:29: Und da kann mit der Zeit wieder echte Verbindungen zu dir selbst entstehen. Und je stärker diese
00:16:36: Verbindung wird, desto klarer wirst du auch in deiner Beziehung. Nicht kontrollierend,
00:16:41: nicht angepasst, sondern echt. Und ja, das fühlt sich am Anfang auf jeden Fall wackelig an,
00:16:47: als würdest du dir selbst erst mal neu begegnen. Aber genau das brauchst du, um aus dieser Spirale
00:16:54: auszusteigen. Dieses ständige Bedürfnis, dass jemand im Außen dir Bestätigung gibt, wird
00:16:59: leiser. Je mehr du bei dir selbst ankommst. Nicht weil du dich abkapselst oder plötzlich
00:17:05: niemand mehr brauchst, sondern weil du wieder lernst, dich selbst zu halten. Und das ist ein
00:17:11: verdammt wichtiger Unterschied. Wenn du den Weg aus der Abhängigkeit gehen willst, dann fang an
00:17:18: hin zu spüren. Nicht gleich analysieren, nicht bewerten, einfach nur hinspüren, wo du dich selbst
00:17:24: immer wieder verlierst, um jemand anderem näher zu sein. Und dann Stück für Stück,
00:17:30: nimm dich selbst wieder mit ins Boot. Nicht als Projekt, das optimiert werden muss,
00:17:36: sondern als Mensch, der sich erinnern darf, dass er längst genug ist. Und das ist vielleicht
00:17:42: nicht immer bequem, aber genau da beginnt echte Freiheit. Wenn man sich erst mal auf diesen
00:17:48: Weg gemacht hat, raus aus dieser ganzen Abhängigkeit, rein in eine stabilere, gesündere Verbindung zu
00:17:54: sich selbst, dann kommt zwangsläufig dieser Moment, wo man stehen bleibt und sich fragt,
00:18:00: ok, und jetzt? Was kommt jetzt? Und genau da fängt Selbstreflektion an. Nicht so verkopft und
00:18:10: verklemmt, sondern ehrlich, tief und irgendwie direkt. Es geht nicht darum, sich ständig zu
00:18:18: hinterfragen oder alles zu zedenken, sondern eher darum mal wirklich hinzuschauen, ohne sofort
00:18:25: die nächste Lösung zu suchen. Was ich dabei super spannend finde, ist, wie selten wir uns eigentlich
00:18:33: selbst die wirklich entscheidende Frage stellen. Weil wir oft so beschäftigt sind damit, wie wir
00:18:40: auf andere wirken oder was der nächste Schritt im Außen ist, dass wir gar nicht mehr spüren,
00:18:45: wo wir gerade innerlich stehen. Und das ist eigentlich das Entscheidende. Weil wie willst du
00:18:52: denn wissen, was du brauchst, wenn du nicht mal weißt, wer du gerade bist? Ich meine, wenn du ständig
00:19:00: damit beschäftigt bist, dich anzupassen oder jemandem zu entsprechen, verlierst du irgendwann
00:19:05: komplett den Zugang zu deinem inneren Kompass. Und dann rennst du durch dein eigenes Leben,
00:19:11: triffst Entscheidungen, gehst Beziehungen ein oder bleibst in welchen, obwohl du längst merkst,
00:19:18: dass du dich dabei immer weiter von dir selbst entfernst. Und genau das ist der Punkt, an dem
00:19:24: sich was ändern darf. Selbstreflexion heißt für mich nicht, sich komplett zu zerlegen,
00:19:31: sondern ehrlich zu schauen, was will ich eigentlich wirklich. Und nicht nur bezogen auf eine Beziehung
00:19:38: oder irgendein Job, sondern ganz grundsätzlich. Was fühlt sich nach mir an? Wo blühe ich auf? Wo
00:19:46: gehe ich ein? Und ganz wichtig, wo bin ich vielleicht noch unterwegs mit der Idee, dass ich erst jemand
00:19:54: anders brauche, damit mein Leben Sinn macht? Das sind keine Fragen, die man sich mal eben
00:20:00: zwischendurch beim Zähne putzen stellt. Dafür braucht es ein bisschen Raum, ein bisschen stille
00:20:05: und manchmal auch den Mut, Dinge zuzulassen, die man vielleicht lieber nicht anschauen will.
00:20:09: Aber genau da liegt oft die größte Klarheit. Und je öfter du dich traust, diese Fragen zu stellen,
00:20:17: desto feiner wird dein Gespür für das, was du wirklich brauchst. Und desto weniger wirst du
00:20:23: dich im Außen verlieren. Also, wenn du spürst, dass sich das Thema irgendwo getroffen hat,
00:20:29: vielleicht sogar unangenehm berührt, dann könnte genau da dein Einstiegspunkt liegen. Nicht weil
00:20:36: was falsch ist mit dir, sondern weil der etwas gesehen werden will. Und je ehrlicher du mit dir
00:20:42: selbst bist, desto leichter wird es irgendwann, diese innere Stabilität zu spüren, die nicht
00:20:47: davon abhängt, wer gerade an deiner Seite ist, sondern davon, wie nah du dir selbst bist. Und
00:20:54: genau da fängt echte Veränderung an. So, wenn du bis hierhin mitgehört hast, dann erst mal danke,
00:21:02: echt, weil das zeigt, dass du dich auf was eingelassen hast, was nicht unbedingt bequem ist.
00:21:07: Und genau deswegen ist dieser Moment am Ende vielleicht sogar der wichtigste, weil jetzt,
00:21:13: wo alles einmal ausgesprochen wurde, liegt es ein Stück weit bei dir, was du daraus machst. Nicht
00:21:19: im Sinne von du musst jetzt was verändern, sondern eher so, was bleibt bei dir hängen,
00:21:24: was wirkt nach, was macht es mit dir? Ich finde, wir reden viel zu selten offen über
00:21:31: diese ganzen inneren Prozesse, über das, was in uns abgeht, wenn wir jemanden lieben,
00:21:37: aber gleichzeitig spüren, dass da eine Angst mitläuft, die alles kontrollieren will. Und das
00:21:43: ist kein Zeichen von Schwäche, das ist ein Zeichen dafür, dass da was in dir arbeiten will, dass da
00:21:50: was gesehen werden möchte. Und manchmal reicht es schon, das einfach zuzulassen. Nicht gleich
00:21:56: analysieren, nicht wegrennen, einfach mal kurz da bleiben, auch wenn es drückt. Und genau deshalb
00:22:03: wollte ich heute dieses Thema so auf den Tisch legen. Ohne Weichzeichner, aber auch ohne Schuldzuweisung.
00:22:09: Denn egal wie tief diese Verlustangst geht, sie sagt nicht aus, dass du kaputt bist. Sie zeigt,
00:22:16: wo du dich selbst vielleicht noch nicht ganz hält. Und das ist überhaupt keine Schande,
00:22:20: das ist menschlich. Also, nehmt was ich berührt hat, las weg, was für dich gerade nicht passt.
00:22:27: Und wenn du das Gefühl hast, dass jemand in deinem Umfeld genau das gerade hören müsste,
00:22:32: dann gib ihm die Folge gern weiter. Nicht aus Missionierungen, sondern aus Verbindungen,
00:22:38: weil dieses Thema einfach so viele betrifft. Und oft fühlt man sich damit ganz schön allein.
00:22:43: Muss man aber nicht. So, ich bin raus für heute und denk daran, wirklich, ganz egal was gerade
00:22:52: bei dir los ist, hör auf dein Herz, vertraue auf deine innere Stimme und vergiss nicht,
00:22:56: die Antworten liegen in dir. Unbox yourself and supercharge your life.
00:23:02: [Musik]
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